Eine Woche auf dem Trockenen in Cornwall

„Immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel“ – leider mussten wir die Erfahrung machen, was passiert, wenn eben diese Handbreit Wasser fehlt. Vor einigen Wochen hatten wir eine unsanfte Berührung mit steinigem Untergrund, als unser Anker nicht mehr halten wollte. Dabei entstanden am Rumpf eine Delle und ein tiefer langer Kratzer. Dies stellte Hacko fest, nachdem er einige Tage nach dem Vorfall unter das Schiff tauchte. Er fühlte es mehr, als er es sah – aber das Fazit war: Die Delle und der tiefe lange Kratzer sollten so schnell wie möglich bearbeitet werden. Deshalb suchten wir seit Breskens nach einer Möglichkeit

  • Anixi kurzfristig rausheben zu lassen
  • Etwa eine Woche auf dem Trockenen zu liegen
  • Am Schiff arbeiten zu können
  • Auf dem Schiff übernachten zu dürfen
  • .. und das zu nicht allzu hohen Kosten

In Breskens, in den Niederlanden, wäre das schon möglich gewesen, aber die Kosten haben uns zunächst davon abgehalten. Deshalb haben wir auf unserem Weg entlang der südenglischen Küste verschiedene Häfen bzw. Bootswerften angefragt, unter anderem in Chichester, in Bucklers Hard und in Yarmouth. Nur entweder hatten die Werften kurzfristig keinen Platz zur Verfügung oder wir hätten nicht auf dem Schiff übernachten können. Ich wollte schon fast aufgeben und die Aktion auf den Winter im Mittelmeer verschieben, aber zwei Anfragen stellte ich dann doch noch: in Fowey und in Falmouth. Und nun hatten wir echtes Glück: in der Bootswerft C. Toms & Son in Polruan bei Fowey können wir eine Woche an Anixi arbeiten.

Ankunft im Fowey River

Nach unserer ersten Fahrt über Nacht, 24 Stunden waren wir von Portland nach Fowey unterwegs, liefen wir leicht übermüdet aber glücklich letzten Sonntag in Fowey ein. Eine Nacht verbrachten wir an einer Mooring Boje im Päckchen mit einer französischen Jacht. Am nächsten Tag sollte Anixi rausgehoben werden.

Erste Nacht auf See

Fahrt in die erste Nacht auf See

An der Boje im Fowey River

An der Boje im Fowey River

Bootswerft in Polruan/Fowey (Cornwall)

C. Toms & Son ist eine Bootswerft, die vor allem Fischerboote baut und repariert. Ausserdem bieten sie lokalen Jachten und Besuchern diverse Serviceangebote an. Wir fühlen uns hier richtig gut aufgehoben. Es sieht zwar um uns herum aus wie auf einem Schrottplatz, alle Schiffe stehen kreuz und quer und es sind sicher auch einige Schiffe dabei, für die sich keiner mehr verantwortlich fühlt. Aber nichtdestotrotz: es finden überall Arbeiten statt. Sei es direkt um uns herum auf anderen privaten Jachten. Sei es in & um die grosse Halle, wo die Fischerboote gebaut und repariert werden. Schnell und unkompliziert wird uns auch geholfen, als wir später feststellten, das unsere Spachtelmasse etwas langsam trocknet.

Bestandsaufnahme

Nachdem Anixi rausgehoben wurde folgte die Bestandsaufnahme

  • Langer Kratzer am Rumpf
  • Tiefere Delle am Rumpf
  • Schraube beschädigt

Zudem

  • Anoden nach einem halben Jahr bereits leicht angefressen
  • Muschelbewuchs an den Stellen, an denen kein Antifouling drauf war (Schrauben, Schwertbürsten)
  • Algenbewuchs und Seegrasbewuchs am Rumpf

Wir liegen voll im Zeitplan

Heute sind wir bereits den fünften Tag auf dem Trockenen. Die Arbeit geht sehr gut voran. Die Delle wurde angeschliffen und ausgespachtelt. Die fünf Schichten Grundierung & drei Schichten Antifouling sind drauf. Wir liegen gut im Zeitplan, so dass wir am Montag wieder aufs Wasser können.

An den Stellen, an denen die Beschädigung recht tief war, musste der komplette Farbaufbau vorgenommen werden. Das bedeutete 5 Schichten Grundierung und anschliessend 3 Schichten Antifouling. Da nach jeder Schicht eine gewisse Zeitspanne eingehalten werden muss bevor weitergearbeitet werden kann, ergab sich folgender Ablauf:

Vorbereitung

  • Montag nachmittag Stellplatz / Unterwasserschiff reinigen
  • Dienstag vormittag Schleifen
  • Dienstag, 12 Uhr Grundieren
  • Mittwoch, 12 Uhr Spachteln
    — gespachtelte Stellen werden „trocken geföhnt“ 🙂 —

Fünf Schichten Grundierung

  • Mittwoch, 17 Uhr Schleifen, Erste Schicht Grundierung (grau)
  • Mittwoch, 21 Uhr Zweite Schicht Grundierung (weiss)
  • Donnerstag, 09 Uhr Dritte Schicht Grundierung (grau)
  • Donnerstag, 13 Uhr Vierte Schicht Grundierung (weiss)
    und erste Schicht Decklack Badeplattform
  • Donnerstag, 17 Uhr Fünfte Schicht Grundierung (grau)

Antifouling

  • Donnerstag, 21 Uhr Erste Schicht Antifouling (schwarz)
  • Freitag, 09 Uhr Zweite Schicht Antifouling (blau)
  • Freitag, 17 Uhr Dritte Schicht Antifouling (schwarz)

Die exakten Zeiten, die vor bzw. bis zur Überarbeitung eingehalten werden müssen, findest du in den Produktdatenblättern von International. Zudem haben wir unsere Badeplattform sowie weitere Bereiche am Heck direkt mitbearbeitet. An diesen Stellen wurden 3 Schichten Grundierung & zunächst nur eine Schicht Decklack aufgebracht. Alle weiteren Lackschichten werden wir zu einem späteren Zeitpunkt aufbringen, da das Wetter leider nicht so ganz mitspielt. Wir haben schon einmal die Erfahrung machen müssen, dass es nur kurze Zeit nach dem der Lack aufgebracht war, drauf geregnet hat. Diese Stellen mussten wir im Nachhinein nochmals anschleifen und erneut streichen.

Ausserdem wurde die Schraube mit zwei Schichten Antifouling gestrichen. Leider bekamen wir hier kein entsprechendes Spray, welches dafür optimaler funktionieren sollte.

Materialien

  • Schleifen: Excenterschleifer mit Spezial-Papier (Indasa Schleifscheiben White Line 150 mm 15 Loch, Körnung P40 und P60 (Lieferant Gambio)
  • Grundierung: International Interprotect weiss / grau
  • Spachtelmasse: International Watertite Epoxid Spachtel
  • Antifouling: International Trilux 33 blau / schwarz
  • Decklack: International Perfection weiss

Wir sind froh, dass wir das Unterwasserschiff hier in Polruan/Fowey bearbeiten konnten. Sind erleichtert, dass keine grösseren Schäden entstanden sind. Und können nun guten Gewissens unsere Reise fortsetzen. Schliesslich stehen wir kurz vor unserer 4 bis 5 tägigen Überfahrt über die Biskaya.

Südenglische Küste

Mehr über unsere Reise entlang der südenglischen Küste werden wir euch in einem der kommenden Youtube Videos erzählen und vor allem zeigen. Südengland ist ein wunderschönes, spannendes Segelrevier. Die Natur ist sagenhaft – die gigantische Steilküste, schon bei Newhaven. Die vogelreichen Naturhäfen und Flüsse wie Chichester Harbour und der Beaulieu River mit dem Ort Bucklers Hard. Cowes mit seinem ganz besonderen Segelszene-Flair. Die unglaublich schöne Westküste der Isle-of-Wight mit den Needles. Die beeindruckende Felsenküste vor Studland Bay bei Poole, in der wir eine Nacht ankerten. Und nun der malerische Fowey River in Cornwall. Ich freue mich schon jetzt darauf, die Videos über diese Zeit zusammen zu stellen. Auf Instagram findet ihr bereits einige Eindrücke von unserer bisherigen Reise.

Habt ihr Fragen oder Hinweise zur Bearbeitung eines Aluminiumschiffes? Dann schreibt uns gern einen Kommentar oder eine Nachricht.

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